Meine bescheidene Meinung:
Darf man über Hitler und die damalige Zeit Witze machen oder sollte man dem Ganzen ernst gegenübertreten? Ganz klar, man sollte beides dürfen! Damit setzt sich auch der neue Film von Taika Waititi auseinander und vereint sowohl witzig satirische wie auch ernste Mittel, um den Schrecken des Nationalsozialismus Kontra zu geben. Wer sollte dieses besser hinbekommen als der Regisseur von so wunderbar skurrilen Filmperlen wie Eagle vs Shark – Liebe auf Neuseeländisch und Wo die wilden Menschen jagen oder dem Marvel-Blockbuster Thor: Tag der Entscheidung?! Er übernahm nicht nur Regie, Produktion und Drehbuch, nein er mimt auch den imaginären Hitler in JoJo Rabbit. Ein Multitalent sozusagen.
Der Film zeigt die Geschichte eines 10 Jährigen Jungen in einer fiktiven deutschen Kleinstadt, der seinen Alltag, in den letzten Monaten des Dritten Reichs, mit einem imaginären Hitler, bestreitet. Waititis Film balanciert gekonnt zwischen knallbuntem und überdrehtem Klamauk und düsterer sowie nachdenklicher Tragödie. Jojo Rabbit ist bis auf die Nebenrollen perfekt besetzt und kann mit einer wahnwitzigen Geschichte aufwarten die pro Minute, an dramaturgische Wichtigkeit, an Fahrt aufnimmt. Zudem ging er mit seinem Film ein hohes Risiko ein, denn er stellt das überzeugte Nazikind als Sympathieträger dar und wäre das nicht schon kühn genug, kommt da noch ein väterlicher imaginärer Freund daher, kein geringerer als Adolf Hitler selbst. Das finde ich mutig und faszinierend zugleich und ja, es sagte mir zu. Auch deshalb, weil der Film an vielen Stellen an die Genialität und Verschrobenheit eines Wes Anderson versprüht. Die Figuren sind allesamt extrem überzeichnete und klischeebeladene Karikaturen, die hier durch das Bild hopsen. Eine skurrile Szene jagt die nächste, doch bei all dem Klamauk und Absurden, findet Waititi auch ernste und nachdenkliche Töne.