Mit dem neuen Film von Emilio Estevez ( Dein Weg ) kommt ein filmischer Appel für mehr Menschlichkeit in unsere Kinos. Ob mich der Film überzeugen konnte, erfahrt ihr in meiner Kritik!
INHALT
Eine Kältewelle hat die Stadt Cincinnati fest im Griff. Der engagierte Bibliotheksmitarbeiter Stuart (Emilio Estevez) und seine Kollegin Myra (Jena Malone) kümmern sich um die unzähligen Obdachlosen, die Tag für Tag Zuflucht in der warmen Bibliothek suchen. Sie schätzen die Möglichkeit, sich hier auszutauschen, das Internet zu nutzen oder einfach zu lesen. Als die Minusgrade lebensbedrohlich werden und sich keine andere Unterkunft bietet, beschließt eine Gruppe von Obdachlosen um Jackson (Michael Kenneth Williams), am Abend in der Bibliothek Zuflucht zu suchen. Die ungewöhnlichen Übernachtungsgäste rufen schnell ein einschüchterndes Polizeiaufgebot unter Leitung des erfahrenen Verhandlungsführers Bill Ramstead (Alec Baldwin) auf den Plan. Unter dem Einfluss des ehrgeizigen Staatsanwalts Josh Davis (Christian Slater) und der News-Reporterin Rebecca Parks (Gabrielle Union) spitzt sich die Situation weiter zu. Inmitten der verfahrenen Lage wird Stuart plötzlich selbst zum Vermittler und muss eine wegweisende Entscheidung treffen.
INFO
Titel: Ein ganz gewöhnlicher Held (2018)
Originaltitel: The Public
Startdatum: 25.07.2019
Regie: Emilio Estevez
Drehbuch: Emilio Estevez
Kamera: Juan Miguel Azpiroz
Darsteller: Emilio Estevez, Christian Slater, Alec Baldwin, Gabrielle Union, Taylor Schilling, Jeffrey Wright, Michael Kenneth Williams, Jena Malone
Musik: Tyler Bates, Joanne Higginbottom
Schnitt: Richard Chew, Yang Hua Hu
Genre: Drama
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
Filmlänge: 122 Min
Filmverleih: Koch Media GmbH
Meine bescheidene Meinung:
Ja, ich muss zugeben, an diesen Film hatte ich doch eine relativ hohe Erwartungshaltung. Denn von Emilio Estevez (Der Bruder von Charlie Sheen und Sohn von Martin Sheen) und seinen Werken halte ich sehr viel. Er bescherte uns als Regisseur Filme wie Bobby (2006) oder das leise Selbstfindungsdrama Dein Weg (2010) sowie das intensive Drama The War at Home (1996) . Auch als Schauspieler fand ich ihn immer gut wie z.B. in REPOMAN (1984) oder YOUNG GUNS (1988) sowie The Breakfast Club (1985) oder auch Judgment Night – Zum Töten verurteilt (1993) nur um mal ein paar zu nennen.
Der Regisseur Emilio Estevez ( Bobby ) zeichnet sich hier auch als Drehbuchautor und Hauptdarsteller verantwortlich. Mit seiner emotionalen und kleingehaltenen Geschichte inszeniert er einen filmischen Appell über Gleichberechtigung, Solidarität und Menschlichkeit. Der Film soll zum Nachdenken und Umdenken anregen und hält uns einen Spiegel vor die Nase, wie verkommen, heuchlerisch und abgestumpft unsere Zivilgesellschaft doch schon ist. Die Bibliothek ist hier sozusagen die Zentrale der Vernunft, der Gleichheit und der Nächstenliebe. Hier hat jeder Rechte und Zugang zu Bildung und Information. Die Angestellten sind sozusagen die Schadensbegrenzer, an den Brennpunkten, wo die Politik versagt oder weggesehen hat. Auch die quotengeilen Nachrichtensender bekommen hier ihr Fett weg. Ja, dieser Film will uns etwas erzählen, er will auf Ungerechtigkeit und den Verfall der Gesellschaft aufmerksam machen. Dieses gelingt ihm auch ganz gut, wenn auch klischeebeladen und formelhaft. Darüber kann man aber hinwegsehen, da Ein ganz gewöhnlicher Held allein wegen seiner Message, aus dem Einheitsbrei, ausbricht.
Estevez spielt seinen Part als nachdenklicher und im Zwiespalt verträumter Bibliothekar hervorragend und überzeugend, während Alec Baldwin wohl nur des Namens wegen engagiert wurde, denn dieser scheint doch sehr blass und unterfordert, diese gilt auch für Christian Slater. Der Rest des Ensembles spielt grundsolide und bringt das gewollte auf den Punkt. Der Score ist passend gewählt, das Setting wurde klein gehalten und handwerklich, bemerkt man Estevez inszenatorische langjährige Erfahrung positiv.
Oftmals zu pathetisch, ja mag schon sein, aber der Film greift so wichtige Themen voller Herzblut auf, dass es allein deshalb schon ein Pflichtbesuch im Kino ist. Ein ganz gewöhnlicher Held ist ein grundsolider, wenn auch leider nicht herausragender, Film geworden. Mit viel Herz und noch mehr wichtigen Aussagen auch stückweit ein wichtiger Film, der aus dem oftmals dumpfen Alltagskino heraussticht und somit seine Daseinsberechtigung hat. Ich neige ja dazu, bei emotional aufrüttelnden Filmen, die auch einen wichtigen und aussagekräftigen Kern innehaben, besser zu bewerten als andere und auch hier, werde ich das voller Überzeugung machen. Darum bekommt Ein ganz gewöhnlicher Held von mir 4 von 5 möglichen Punkten! Also los, AB INS KINO! EIN FLAMMENDES APPEL AN HILFSBEREITSCHAFT, GLEICHBERECHTIGUNG UND MENSCHLICHKEIT! GENAU DIE ART FILME DIE UNSERE KAPUTTE WELT UND GESELLSCHAFT JETZT BRAUCHT! EIN KLEINES FILMISCHES HIGHLIGHT VOLLER INSPIRIERENDER HOFFNUNG! DIESER FILM VERDIENT ES GESEHEN ZU WERDEN!
PUNKTEWERTUNG
1 Punkt - Katastrophe!
2 Punkte - Ein Hauch von Nichts!
3 Punkte - Kann man ansehen, muss man aber nicht!
4 Punkte - Sollte man sehen!
5 Punkte - Muss man sehen!