#FilmKritik zu 1917

Meine bescheidene Meinung:

Kriegsfilme haben im Kino ja eine lange Geschichte. In diesem Genre entstanden Kinoperlen wie Der Soldat James Ryan, oder Hacksaw Ridge oder die Klassiker schlechthin Apocalypse Now und Platoon. Doch so etwas wie 1917 habe ich wirklich noch nie gesehen und das meine ich absolut positiv! 

Die Inspiration des Regisseurs Sam Mendes waren, nach seinen Angaben, die Erzählungen seines Großvaters. Der im ersten Weltkrieg, Bote, an der Front war. Irgendwie ein kleines und wunderschönes Denkmal für seinen tapferen Großvater! 

Der größte Trick des Films, ist es, es so aussehen zu lassen, als wäre der komplette Film in einer einzigen Einstellung entstanden, einen sogenannten One-Shot. Auch wenn es bei 1917 nur so aussieht, als wäre es ein One-Shot, so ist es doch eine logistische und vor allem, eine kinematografische Glanzleistung. Zu verdanken haben wir dieses handwerkliche wie optische Highlight, dem Kameramann Roger Deakins. Er führt uns durch ein vom Krieg zerstörtes Niemandsland, durch die Todesüberfluteten, von Leichen gepflasterten Kampforten und Schützengräben. Durch das dunkle Tunneln, aber auch durch saftig grüne Ländereien. Ja, die Kamera ist hier ein nicht wegzudenkendes Element, welches den Zuschauer hineinkatapultiert, in das unmenschliche Kriegsgeschehen. Wir gehen mit, auf die wichtige Mission der beiden Unteroffiziere, wir rennen um unser Leben mit ihnen, wir machen Rast und wir leiden förmlich mit ihnen. Wir kleben an den zwei Protagonisten und unsere Augen sind zu jeder Zeit auf sie gerichtet.

Die Angst und das Grauen des Krieges sind spürbar. So richtig an wuchtiger Präsenz der Bilder, wird mit der Musik von Thomas Newman und dem fantastischen Setting, erzeugt. Der perfekt dosierte Score ist manchmal angenehm zurückhaltend und wenn es spannend oder der gleiche werden soll, schraubt er die Dominanz der Klänge nach oben, punktgenau. Durch die Regie von Mendes, der Kameraarbeit von Deakins und dem Score von Newman, entstehen wahrlich fulminante Kinomomente. Atemberaubend. Ein formidables Zusammenspiel von Gegensätzen - Tod und Leben, Grausamkeit und Schönheit, Gewalt und Friede!

Doch durch all diese visuellen und musikalischen Glanzstücke muss sich eben der Plot bzw. die Geschichte unterordnen. Denn es entwickelt sich nie ein Ganzes, viel mehr besteht 1917 aus vielen Augenblicken, die nur so an uns vorbeirauschen. Der Zuschauer darf zu keinem Zeitpunkt an einem Schauplatz verharren. Nein, der dynamische Sog der Kamera muss weiter gehen. Das ist aber schon der einzige Kritikpunkt, der aber keine allzu große Rolle spielt.  Denn hier geht es um die Hektik und die Unwirklichkeit des Krieges, da ist kein Platz für tiefgreifende Dialoge oder eine gefühlvolle Geschichte. Ein paar zwischenmenschliche Situationen und Begegnungen gibt es dann dennoch und die nehmen nichts an der Dynamik des Films heraus, nein sie verstärken die Intimität der Situation noch etwas. 

Angemerkt sei noch, dass die beiden Hauptdarsteller Dean Charles-Chapman und George MacKay, doch eher unverbrauchte Gesichter sind und alle „Stars“ mehr außen rum agieren. Das ist gut so, denn man nimmt diesen Personen die Angst, die Verzweiflung und den Mut besser ab. Sie feuern regelrecht eine ganze Brandbreite an leidenschaftlicher Schauspielkunst auf uns ab. Gefühlvoll, nahbar und zu jedem Zeitpunkt authentisch. Und für das Finale gab es gleich eine epochale Schar an Statisten. So muss Kino sein! 

Die beeindruckenden Settings und diese Einstellung, als wäre es ein langer One Shot, zeigt ein gewisses Maß an Brillanz. Noch dazu kommt der Film ganz ohne Pathos aus, was die imposante Innovativität noch etwas deutlicher unterstreicht. Handwerklich und technisch, auf jeden Fall, ein kleiner Geniestreich!

Handwerklich brillantes, exzellent gespieltes und optisch wichtiges Kriegskino.