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FilmReview zu THE OUTPOST

Thomas P. Groh • 24. Januar 2021

HEIMKINOSTART: 28. Januar 2021

...ALS ES KUGELN HAGELTE...

Meine bescheidene Meinung:

Kriegsfilme gibt es wahrlich viele und nur ein kleiner Teil geht auch in die Annalen der Filmgeschichte ein. Dennoch ist dieses Genre ein fast sicheres Ding für Filmemacher. Denn besonders in Amerika, werden Soldaten frenetisch verehrt und wenn es dann ein filmisches Denkmal für sie gibt, wird es zur patriotischen Pflicht, diesen Film auch zu sichten. Sehr beliebt sind dabei die Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Nun kommt mit THE OUTPOST ein Kriegsfilm, der all diese Kriterien erfüllt. Ob mich der Film vom Hocker riss, das erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.


THE OUTPOST erzählt die wahre Geschichte über einen Trupp US-Soldaten, die 2009 einen strategisch ungünstigen Außenposten in Afghanistan beibehalten müssen. Von dort aus sollen sie, im Rahmen der Operation „Enduring Freedom“, primär Entwicklungsprojekte vorantreiben. Dabei sollen bestmöglich die einheimischen Bürger involviert werden um weiteren Hass zu vermeiden. Aber durch den sehr ungünstigen Standpunkt des US-Stützpunkt, umgeben von Bergen und Wäldern, kommt es immer wieder zu feindlichen Übergriffen, die die Terroristen fast ungestört ausführen können. Eine Verteidigung auf Dauer ist fast unmöglich, war aber bis dahin auch nicht nötig. Als die Taliban jedoch überraschend mit voller Wucht angreifen, beginnt eine blutige Schlacht auf Leben und Tod…

Das Drehbuch, von Paul Tamasy und Eric Johnson wurde von dem 2012 erschienenen Sachbuch THE OUTPOST: AN UNTOLD STORY OF AMERICAN VALOR des CNN-Moderators und Journalisten Jake Tapper, der auch als Produzent tätig war, inspiriert. 

In den besten Momenten erinnert THE OUTPOST tatsächlich an Filme wie BLACK HAWK DOWN, kann aber leider nicht herausstechen. Dennoch ist die angespannte Atmosphäre greifbar und der Kugelhagel prallt nur so auf den Zuschauer ein. Wenn das Lager eingekesselt wird und es aus der Luft nur noch Kugeln hagelt, doch die Protagonisten keinen Ausweg haben, ist dies höllisch nervenaufreibend. Der Kameramann Lorenzo Senatore fängt das beängstigende Szenario beeindruckend ein. Die Action-Szenen, welche die zweite Filmhälfte fast konstant dominieren, können überzeugen und sind auch sehr authentisch inszeniert. Mit dynamischer Kamera, und der nötigen Wucht können sie den Zuschauer vereinnahmen und in seinem Bann ziehen. Die Kugeln fliegen hier einem nur so um die Ohren und man kann die Intensität fast nachempfinden.

Doch bei all der Action und der stetig steigenden tödlichen Gefahr vergisst der Film etwas Elementares, er vergisst seine Figuren. Hier wird an Tiefe und Entwicklung gespart. Regisseur Rod Lurie (DIE LETZTE FESTUNG) und seine Drehbuchautoren schaffen es bis zu den ausufernden Action-Sequenzen nicht, eine spannende oder wenigstens tiefgehende Geschichte zu erzählen. THE OUTPOST beginnt zwar sehr gemächlich und zeigt den Alltag der tapferen Soldaten ausgiebig, dieses führt dann aber leider auch zu zähen Momenten und kann den Figuren dennoch keinerlei Profil geben. Die Figuren lassen den Zuschauer kalt und dass, obwohl wirklich viele Figuren willkürlich vorgestellt werden. Die verschiedenen Charakter werden nur angerissen, doch eine wirkliche Entwicklung findet nicht statt. Somit wird dem Zuschauer eine emotionale Bindung verwehrt. Dies liegt keinesfalls an den doch prominenten Cast, u.a. Scott Eastwood, Milo Gibson und Orlando Bloom. Denn diese erledigen ihren Job einwandfrei, wenn auch ohne Akzente zu setzen. 

Es werden viele Klischees bedient, Sprüche geklopft und Kugeln verballert, aber Spannung gibt es trotzdem keine. Ungeachtet davon macht diese brutale Schlacht am Ende wieder alles wett und was dann bleibt, ist trotz all den Schwächen ein sehenswerter Film. Noch dazu kommt, dass dieser albtraumhafte Irrsinn auf wahren Begebenheiten basiert. Denn dieses militärisch unglaublich strategische Versagen, auf hohem Niveau, macht ihn noch um einiges interessanter.

FAZIT

THE OUTPOST ist ein geradliniger (Anti)Kriegsfilm, der seine Intensität vor allem aus den realistischen Kampf-Sequenzen zieht. Wuchtige und intensive Action, gute Inszenierung aber zu behäbige Erzählung ohne wirklichen Tiefgang. Ein optisch gelungener Film, dem aber auf halber Strecke dramaturgisch die Puste ausgeht und seine Figuren nur als Kanonenfutter dienen, ohne jegliche Substanz. THE OUTPOST ist kein Meilenstein, hat aber durchaus seine Qualitäten und ist überraschender/erfreulicherweise ohne Helden-Patriotismus!

Bilder: © EuroVideo

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