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FilmReview zu FUKUSHIMA

Marc Maurer • 11. März 2021

HEIMKINOSTART: 11. März 2021

...eine filmische Aufarbeitung des atomaren Desasters...

Rund 25 Jahre nach dem Atomreaktor Unfall in Tschernobyl, erfuhr die Menschheit ihre zweite Nukleare Naturkatastrophe. Dieses Mal ausgelöst im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. Wie auch schon die US-amerikanisch-britische Miniserie des Senders HBO namens CHERNOBYL, arbeitet auch der Film FUKUSHIMA die Ereignisse vom 11. März 2011 filmisch auf. Auf einen direkten Vergleich mit der amerikanisch-britischen Version werde ich verzichten, sondern mich nur darauf konzentrieren wie sich Japans Verfilmung bei mir so geschlagen hat.


Freitag der 11. März 2011, die Uhr zeigt 14:47 als ein Erdbeben mit Stärke 9.1, gefolgt von einem riesigen Tsunami das Kernkraftwerk in Fukushima trifft. Noch ist man sich im Leitstand der drohenden Katastrophe nicht bewusst. Doch nach und nach mehren sich die Hinweise darauf, dass das Kernkraftwerk dieser Naturgewalt nicht standhalten konnte. Schichtleiter Toshia Izaki und sein Team werden vor immer größere Probleme gestellt. Kein Strom, kein Wasser zum kühlen der Reaktorstäbe, keine eindeutigen Messwerte, keine klaren Anweisungen, kein Nichts. Zusammen mit Masao Yoshida dem Betriebsleiter des Kraftwerks, versucht Izaki die Lage so gut als möglich zu kontrollieren. Doch minütlich wird die Gefahr einer Kernschmelze größer und die Entscheidungen, wer sich dieser tödlichen Gefahr stellen soll wird zur unmenschlich schweren Last. In drei Blöcken kommt es zur Kernschmelze und Unmengen an radioaktivem Material wird freigesetzt. Letztendlich stellen sich 50 Mitarbeiter dieser unglaublichen Gefahr, um weiteres Unheil zu verhindern. 

Wie auch schon bei Serienverfilmung um die Naturkatastrophe in Tschernobyl, arbeitet die japanische Verfilmung, die dramatischen Ereignisse derjenigen auf, die sich mit diesem Unfall direkt auseinander zu setzen hatten. Hauptfiguren dieses Dramas sind Toshia Izaki, der diensthabende Leiter der Schicht, gespielt von Koichi Sato. Und der Betriebsleiter Masao Yoshida, gespielt von Ken Watanabe, der vielen aus den aktuellen amerikanischen GODZILLA Verfilmungen bekannt sein dürfte. Zwischen diesen beiden Figuren spielt sich auch die ganze Dramatik ab und man versucht diesen eine gewisse Charakterzeichnung mitzugeben. Wobei diese sich mehr auf Satos Charakter bezieht, während Watanabes Figur erst gen Ende noch einen winzigen Einblick in dessen letzten Lebenszeitraum erhält. Die restlichen Darsteller sind im wesentlichen Stichwortgeber oder Alibi Charaktere, welche dem Zuschauer die Figuren Izaki und Yoshida näherbringen sollen. Dies funktioniert nur bedingt, da der dramaturgische Akt, sehr simpel und vorhersehbar abläuft. Ein kleines Beispiel: der Regisseur streut als dramaturgischen Kniff die Familie des Hauptdarstellers am Anfang ein, nur um diese im Verlauf zur Untermalung der Dramaturgie nochmals aus der Tasche zu ziehen.

Aber auch die restlichen Figuren und deren Tragödien bleiben wie schon erwähnt Leichenblass zurück. Der politische Aspekt wird natürlich auch nicht vergessen, keine Naturkatastrophe ohne planlosen Politiker. Was den Film ebenfalls nicht wirklich weiter bringt. Um genau zu sein, spielt sich die Szene soweit am Rande ab, dass ich sie schon fast vergessen hatte. Allgemein bleibt der Film und die Darstellung recht kühl. Dies mag wohl auch an der japanischen Mentalität des extrem stark ausgeprägten Pflichtbewusstseins liegen. So liegt die zu erfüllende Pflicht grundsätzlich über dem eigenen Wohl, der eigenen Ängste. Während die hierarchische Struktur der japanischen Gesellschafft in den Mittelpunkt des Seins rückt. Damit wird der für den Zuschauer so wichtige emotionalen Aspekt regelrecht verdrängt und so gibt es kein wirkliches mitfiebern mit den Akteuren. Leider lässt auch die Tricktechnik, sprich das CGI etwas zu wünschen übrig. Dies erwähne ich jetzt nicht wegen dem technischen Aspekt, eher dass diese den Zuschauer nicht vollends eintauchen lassen, sondern diesen aus der Illusion und der dramatischen Geschehnisse wieder herausreißen.

FAZIT

Wie Anfangs erwähnt, werde ich keine wirklichen Vergleiche mit HBOs Mini-Serie ziehen, denn da würde FUKUSHIMA sang und klanglos untergehen. So ist es zwar einerseits interessant zu sehen, was sich hinter dieser ganzen Katastrophe abspielte. Dennoch krankt der Film an zu eindimensionalen Figuren, zu einfältigen dramaturgischen Kniffen und der emotionale Aspekt kann den europäischen Zuschauer auch nicht wirklich abholen. Teils hat man das Gefühl einer Dokumentation mit einem Hauch Dramatik zu folgen. So kann FUKUSHIMA weder auf der Seite eines Dramas noch auf der einer Doku völlig überzeugen. Der Einblick selbst bleibt dennoch interessant und man bekommt als Zuschauer auch die „Gesichter“ zu den Personen aus den damaligen Nachrichten präsentiert. Bei aller Kritik darf man eines nicht vergessen, dass genau diese es waren die versuchten größeres Unheil zu verhindern. Und Dank dem Film, wird man diese auch nicht vergessen.

 Bilder: © Capelight Pictures 

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