FilmReview zu EL CHICANO

Es ist ein neuer PUNISHER auf den Straßen unterwegs, doch kann der Latino Ableger seinem großen Vorbild das Wasser reichen?

Wie heißt es: Heldenstories gehen immer und Superheldenstories erst recht. Selbst in diesen Zeiten, wo Superheldenverfilmungen den Markt überfluten. Fern des Marktes der glattpolierten Superhelden, gibt es aber auch das in meinen Augen wesentlich interessantere Genre der Antihelden. Dort finden sich dann solche Figuren wie GUNDALA und  VALENTINE aus dem Asiatischen Raum. Diese eifern ihrem Altbekannten Vorgänger dem PUNISHER nach und sind alles andere als saubere, glatt gebügelten Superhelden. Im Gegenteil sie verschonen die Bösen nicht, sie richten sie. Sie haben Ecken und Kanten und eine Vorgeschichte, welche sie zu diesen Rächern werden ließ. Genau das macht sie wohl für das Publikum interessant. Allgemein sind Rachethriller, in Verbindung mit einem Antihelden, ein ebenso ein gut gehendes Genre. In diese Kerbe schlägt nun auch der Latino Rächer EL CHICANO, ein maskierter Unbekannter, der die Bösen richtet und für Gerechtigkeit kämpft, wo die Polizei versagt.

In Kindertagen lauschten die Brüder Diego und Pedro voller Spannung den Geschichten rund um EL CHICANO. Das was sie als Kinder für Gruselgeschichten hielten, wurde eines Tages zu brutale Realität. So waren sie Zeuge, wie EL CHICANO tatsächlich erschien und die Bösewichte richtete. Ein Erlebnis, welches über die Jahre für Diego immer mehr verblasste. Die Brüder gingen jeweils ihre eigenen Wege und Diego schlug seinen, in Form des Polizistendaseins ein. Sein Bruder Pedro scheint in Diegos seinen leider nie gefunden zu haben. Pedros Selbstmord nimmt ihn zwar mit, doch bestätigt ihn auch in seinem Glauben, das Pedro das Ziel aus den Augen verlor. Nachdem Diego und sein Partner den vermeintlichen Shotgun Gangführer José festnehmen, wird Diegos Vorstellung über seinen Bruder vollends über den Haufen geworfen. Während der Ermittlungen kristallisiert sich heraus weshalb Pedro wirklich gestorben ist. Ebenso findet Diego heraus, dass sein Bruder sein selbst gestecktes Ziel nie wirklich aus den Augen verloren hat, sondern dieses nie erreichen konnte. Einzig Diego wird in der Lage sein, Pedros Aufgabe zu Ende zu führen.

EL CHICANO verfolgt den üblichen Rachethriller Aufbau, sprich: mehrere Personen, ein oder mehrere gewaltsame Tode, das hasserfüllte Verlangen nach Rache und Gerechtigkeit, was auf normalen legalen Wege nicht zu erlangen sein wird. Um der ganzen Story noch einen mysteriösen Anstrich zu verleihen, fügt man einen Unbekannten, scheinbar unsterblichen maskierten Rächer hinzu. Dieser metzelt in bester Selbstjustiz Manier die Bösewichte nieder. Die Figur EL CHICANO nimmt dabei die altbekannte Rolle des schwarzen Mannes ein.

Während der Anfang des Films noch mit einem ordentlichen Tempo und ein paar coolen Szenen aufwartet, beginnt sich der Film bereits nach den ersten zehn Minuten leider zu ziehen. Regisseur und Co-Autor Ben Hernandez Bray beginnt zwar etliche Charaktere aufzubauen, doch diese sind eher Nichtssagend und bringen die Story nicht weiter. Ebenso scheint es, als wenn sich der Hauptcharakter mit seinen Selbstzweifeln, den Zweifeln gegenüber seinem toten Bruder und anderen nicht greifbaren Dingen im Kreis zu drehen. So vergeht ein ganzes Weilchen, bis unser Hauptdarsteller über das geheime Leben, seines Bruders stolpert. Nach einem Tötungsversuch auf ihn und der Verlust seines Partners, gibt es dann natürlich nicht mehr viel was Diego aufhält. Auf der Suche nach Antworten stolpert er über einen alten Freund, der ihm eine etwas lapidare Erklärung über seinen Bruder liefert, die mit EL CHICANO zu tun hat. Woraufhin sich Diego, eingeleitet mit einer verschwindend kleinen Trainingsmontage, voll in die Rolle des Rächers stürzt und beginnt den bösen Buben die Hölle heiß zu machen. Dazu passend wird noch eine Szene eingeflochten, die zeigt wie er auch mal Federn lassen muss, aber schlussendlich hält ihn das auch nicht wirklich auf. Zur eigentlich einzigen Überraschung des Filmes, wird Diego unter Vertuschung seiner Selbstjustizorgie sogar noch zum Helden des Tages ernannt. 

Wie bereits erwähnt, beginnt sich der Film bereits nach einer eigentlich ordentlichen Einleitungssequenz zu ziehen. Die Fieslinge, die Polizeiaktionen, die ungeheuerlichen Aufdeckungen und Erkenntnisse wirken ziemlich konstruiert und teils nicht nachvollziehbar. Da war es auch kein Wunder, das meine Augen während des Schauens immer wieder zu meinem Tablet wanderten. Dennoch zwang ich mich weiter zu schauen. Wie erwartet wurde die Story nicht wirklich besser oder hatte bis zur Schlussszene noch wirkliche Überraschungen parat. Während das Schauspiel der Akteure solala war, konnten zumindest die Action/Kampf Szenen überzeugen. Diese waren wirklich ordentlich, ganz im Gegensatz zu der wild zusammen gebastelten Story. Leider wirkte alles aufgesetzt und man war die ganze Zeit der Meinung alles schon mal gesehen zu haben. Der Regisseur ging keinerlei Risiko ein und bediente sich bis auf das Ende, des altbekannten Schema Fs. Was den Film neben den Action Szenen dann noch eine Ehrenrettung einbrachte, war das eher selten gezeigte Ende. Hier muss ich wiederum sagen: Respekt Mr. Bray. Vielen Filmemacher trauen sich nur selten, ihren Helden nicht in einen wahren strahlenden Retter der Gerechtigkeit werden zu lassen. Dies soll nun nicht bedeuten das ich Selbstjustiz gutheiße. Es geht mir eher darum, dass Bray es tatsächlich durchzieht. Anstatt wie so oft eine völlig an den Haaren herbeigezogene Erklärung zu liefern, lässt er den Antihelden nicht zu einem strahlenden Superhelden aufsteigen.