DER GEHEIME GARTEN ist bereits die vierte als Spielfilm realisierte Umsetzung des gleichnamigen Kinderbuches der britischen Schriftstellerin Frances Hodgson Burnett und erschien fast genau einhundert Jahre nach der ersten Adaption des Stoffes aus dem Jahr 1919. Die ursprünglich um die Jahrhundertwende angesiedelte Handlung verlegt die Literaturverfilmung in die ausklingende Kolonialzeit des Jahres 1947 zur Zeit der Teilung Indiens und Pakistans. Von dort aus wird die kleine Mary nach dem Tod ihrer Eltern auf das Anwesen ihres Onkels in Yorkshire verfrachtet, wo sich fortan um sie gekümmert werden soll. Dass dies jedoch nicht so passiert, wie es für ein Mädchen ihres Alters und vor allem in ihrer Situation vonnöten wäre, setzt ihr zu. DER GEHEIME GARTEN nimmt, durch Nahaufnahmen Marys etwa oder dem Verweilen in ihrer Nähe, wenn im Hintergrund über sie gesprochen wird, von Anfang an die Position des Kindes ein, die uns die Trostlosigkeit der Welt durch dessen junge Augen zeigt.
Es fällt allerdings schwer, wahres Mitgefühl mit dem Mädchen zu empfinden, da Mary als leicht reizbar, stur und zumindest am Beginn der Geschichte im Grunde das, was man als verzogene Göre bezeichnen könnte, typisiert wird, für deren Benehmen auch ihr Verlust keine Rechtfertigung darstellt. Nach und nach lässt sich jedoch erkennen, dass dieses Verhalten nur Schutzmechanismus ist, um ebenjenen zu verarbeiten, was umso schwieriger anmutet, wenn man, von der Welt sowieso schon überfordert, von den Menschen, deren Aufgabe es wäre einen zu beschützen, alleine gelassen wird, weil diese selbst Schutz nötig haben. So streunt Mary einsam durch das erdrückende Anwesen, dessen dunkel schmutzige, trist gräuliche Farbgebung ganz im Kontrast zur Helligkeit der Rückblenden, in denen wir, wenn auch nur fragmentarisch, einen Eindruck von Marys Familie bekommen, oder gar der später regelrecht aufblühenden Farbpracht des titelgebenden Gartens steht, und nimmt die seltsamen Dinge näher unter die Lupe, die in ihrem neuen so leblos wirkenden Heim, das noch lange kein Zuhause ist, vorzugehen scheinen.