Mit Wakefield kommt eine One-Man-Show von Bryan Cranston zu uns als Heimkino-Release. Ob mich dieser intensive Stoff überzeugen konnte, das erfahrt ihr in meiner Kritik!
INHALT
Howard Wakefield (Bryan Cranston), ein sehr erfolgreicher New Yorker Prozessanwalt, ist wie jeden Abend in einem überfüllten Zug auf dem Weg zurück in die Vorstadt zu seiner Familie, als er eine radikale Entscheidung trifft. Er kehrt nicht ins traute Heim zurück, sondern versteckt sich auf dem Dachboden über der Garage, um fortan seine attraktive Ehefrau (Jennifer Garner) und die halbwüchsigen Zwillinge mit dem Fernglas zu beobachten und über sein bisheriges Leben zu räsonieren. Doch was als kurioser Abstecher vom Alltag beginnt, mutiert schon bald zu einem kompromisslosen Hinterfragen von Wakefields Karriere, seiner Ehe und seinem Familienleben. Eine mögliche Rückkehr scheint dabei in immer weitere Ferne zu rücken.
INFO
Titel: WAKEFIELD
VÖ: 29.08.2019
Regie: Robin Swicord
Drehbuch: Robin Swicord
Kamera: Andrei Bowden Schwartz
Darsteller: Bryan Cranston, Jennifer Garner, Beverly D’Angelo, Jason O’Mara
Musik: Aaron Zigman
Schnitt: Matt Maddox
Genre : Drama
FSK : ab 12
Produktionsland: USA
Filmlänge: 106 Min.
Verleih: New KSM
Meine bescheidene Meinung:
Der Film basiert auf der Kurzgeschichte Wakefield von E.L. Doctorow, die ich nicht gelesen habe und es auch nicht vorhabe. Die Regisseurin Robin Swicord ( Der Jane Austen Club ) ist eher als Drehbuchautorin bekannt und erfolgreich. So hat sie z.B. das Drehbuch zu Matilda oder das Oscar-nominierte Script für Der seltsame Fall des Benjamin Button beigesteuert. Nun nahm sie die Kurzgeschichte unter ihre Fittiche und agiert bei dem Film als Drehbuchautorin und Regisseurin.
Die Geschichte handelt von einem Mann, der scheinbar alles hat und dennoch sehr unglücklich und innerlich leer ist. Die Geschichte handelt, von Isolation und Selbstfindung, von der vollkommenen Freiheit und dem Gefängnis, welches wir uns selbst bauen. Von Egoismus und Aufopferung, sowie Flucht und Heimkehr. Ja, das sind alles bedeutungsschwangere und schwierige Themen und genauso schwierig, ist der Zugang zum Film und dessen Inszenierung auch geworden. Die Story rund um den selbstgewollten Aussteiger, wird von Minute zu Minute immer heikler, so dass dem Zuschauer, so wie Wakefield selbst klar wird, dass es immer schwieriger wird, zurück ins normale Familienleben zu kommen. Durch diese Prämisse fragt man sich ständig, wie der Film und die Geschichte um Wakefield wohl enden wird und ist somit sehr gespannt auf den Ausgang des Films, so dass man ihn bis zum Ende gucken muss! Das tat ich auch und blieb bis zum Schluss gespannt, welches Ende diese Aussteiger-Odyssee wohl auffährt! Um es vorneweg zu nehmen, das Ende gefiel mir überhaupt nicht, da hätte ich mir mehr Konsequenz gewünscht.
Die One-Man-Show von Cranston war hervorragend! Sein zwischenmenschlicher Kampf, seine innerliche Zerrissenheit und die Dialoge mit sich selbst (auch wenn die Dialoge oftmals nur aus dem Off kommen), sind das Herzstück des Films, denn Bryan Cranston ( Mein Bester & Ich ) bringt sie so authentisch wie möglich rüber. Er beweist hier wiedermal eindrucksvoll, welch grandioser Schauspieler er doch ist! Das Einbeziehen des Zuschauers, durch die Stimme von Wakefield aus dem Off, fand ich auch sehr amüsant und passend. Nur unverständlicher Weise, schafft es das Drehbuch nicht, der Hauptfigur sympathische Züge zuzuschreiben. So wirkt er wie ein selbstsüchtiger Arsch, aber das dafür sensationell gespielt! Jennifer Garner ( Peppermint: Angel of Vengeance ) als die „verlassene“ Ehefrau kann auch überzeugen, wenn auch ihre Figur sträflich vernachlässigt wird und von den Kindern (Zwillinge) will ich erst gar nicht anfangen, denn die sind kaum zu sehen! Der feine und gut eingesetzte Witz ist noch löblich hervorzuheben. Die Kamera arbeit sowie der Score sind nicht sonderlich aufregend, nur das Make-Up, von dem immer mehr verwahrlosenden Wakefield, ist durchaus gelungen.
Ein schauspielerisches Glanzstück von Cranston. Seine Darstellung von einem Ausbrecher aus der Norm, von einem vom Alltag geschädigten Mannes, ist beeindruckend und sehenswert, nur leider selten sympathisch. Dennoch kann der Film die immer wieder aufkeimenden Längen sowie fehlende Höhepunkte nicht kaschieren. So bleibt ein schauspielerisch hervorragender aber filmisch durchschnittlicher Film, mit einer wirklich tiefgründigen Ausgangslage, ob man nun ein Gefangener seiner Selbst oder der aufgezwungenen Gesellschaft ist oder nicht! Darum bekommt der Film von mir 3 von 5 möglichen Punkten! Cranston übermittelt uns mit Wakefield sein ganz eigenes und ungewöhnliches Cast Away !
PUNKTEWERTUNG
1 Punkt - Katastrophe!
2 Punkte - Ein Hauch von Nichts!
3 Punkte - Kann man ansehen, muss man aber nicht!
4 Punkte - Sollte man sehen!
5 Punkte - Muss man sehen!