Meine bescheidene Meinung:
Mit Shining schrieben Stanley Kubrick und Jack Nicholson Filmgeschichte, nun versuchen sich Mike Flanagan (Ouija: Ursprung des Bösen) und Ewan McGregor (Trainspotting) in diesem wunderbaren Universum des Schreckens. Das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, so etwas Gutes fortzusetzen und daran nicht zu scheitern, oder? Na, schau ma mal, dacht ich mir und ging, doch leider etwas voreingenommen, ins Kino, sorry. Gleich vorneweg, ein totaler Reinfall ist Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen schon mal nicht geworden…
Die Verbeugung des Kubrick- Klassikers ist allgegenwärtig und es werden auch immer wieder Bilder dazu eingestreut, nur leider mit anderen Darstellern, aber das sei mal einfach so nebenbei erwähnt. Flanagan, der auch das Drehbuch zum Film beisteuerte, inszeniert Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen bedacht und vertiefend, mit dem Fokus auf das Shining. Zu jedem Zeitpunkt, dürfte dem Zuschauer klar sein, dass Flanagan ein großer Bewunderer des Films und gleichzeitig auch des Romans von Shining ist, obwohl beide doch sehr unterschiedlich sind. Der Regisseur versucht so viele Details der beiden Vorlagen mit einzubauen, was manchmal etwas zu uneigenständig wirken mag. Er nimmt uns auf verschiedene Zeitetappen mit, um uns so, die wichtigen Themen der Geschichte näherzubringen. Die Alkoholsucht von Dan und die Auswüchse des Shinings, bekommen sehr viel Raum, um auf dem Zuschauer wirken zu können. So bekommen die Hauptdarsteller ein durchdachtes Profil, nur leider fehlt diesem, die Tiefe, um dem Zuschauer die Psyche, den Schmerz und das Leid der Protagonisten, näher zu bringen. So geht das Ganze nie wirklich zu Herzen. Die beiden Hauptdarsteller Ewan McGregor und Kyliegh Curran, spielen dennoch sehr souverän auf, doch das Drehbuch, gibt ihnen leider nicht die volle Nähe, so dass man keine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen kann. Die Chemie der beiden Darsteller hingegen, ist stimmig. Die größte Wucht, erzeugt Rebecca Ferguson, mit ihrer Darbietung der bösen Sektenführerin. Jede Szene, in der sie auftaucht, reißt sie, mit ihrer bösartigen Bedrohlichkeit, an sich. Die Kulissen sind teilweise großartig und handwerklich kann man den Film auch nichts ankreiden. Die subtile Art, mit der Flanagan sich dem Stoff widmet, ist erfrischend und verleiht dem Ganzen eine gewisse Eigenständigkeit. Der immer erneut auftretende pochende Score, erzeugt gekonnt ein beklemmendes Gefühl und die starke Kameraarbeit von Michael Fimognari, unterstreicht dieses Unwohlige-Gefühl sehr gut.
Flanagans Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen wurde kein zweites Shining, aber ein durchaus solider Angsttrip, den man sich gerne einmal im Kino ansehen kann. Ihm fehlt, hin und wieder, die Vielschichtigkeit oder die Tiefe, kann aber dafür mit guten Schauspielern und einem beklemmenden Szenario punkten. Abgründig, beklemmend und mit ein bisschen Shining verfeinert, ist Doctor Sleep ein solides Horror-Drama geworden. Darum bekommt der Film von mir 3 von 5 möglichen Punkten! Mehr als erwartet, aber weniger als gewünscht!