#FilmKritik zu JERSEY GIRL

Meine bescheidene Meinung: 

Mit der berührenden Tragikömödie Jersey Girl und seinem sechsten Film, versuchte sich Kevin Smith auf unbekanntes Terrain. Er brach mit seinen Vorgängern und versuchte seine Bandbreite zu erweitern. Was ihn auf eine charmante Art und Weise auch gelang. Smith erschuf eine zeitlose Dramedy, die auch heute noch funktioniert und nichts von seiner kindlichen Unbeschwertheit verloren hat. Jersey Girl ist wohl, bis heute, sein berührendster und massentauglichster Film geworden, mit viel Herz, Seele und Humor. Doch diese Eigenschaften tragen alle Smith Filme inne, auf seine ganz eigene, charmant derbe Art. 

Oliver Trinke hat alles, einen Prestige-trächtigen Job, eine wundervolle Frau, Geld und eine tolle Wohnung in New York. Als seine wunderschöne Frau Gertie schwanger wird, scheint sein Glück perfekt. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit Oliver. Völlig unerwartet stirbt Gertie bei der Geburt ihrer Tochter und Oliver steht vor den Trümmern seines Lebens. Kurz darauf verliert er auch seinen geliebten Job und muss nun, zu seinem Vater, nach New Jersey ziehen. Als alleinerziehender Vater lebt er nun, mit seiner Tochter, in einfachen Verhältnissen und muss wieder bei Null anfangen. Aber erst als die quirlige Maya in sein Leben tritt, fängt er an, sich an seine neue Lebenssituation zu gewöhnen…

In Jersey Girl verzichtet Smith fast komplett auf seinen typisch derben- und Meta-Humor, doch auch diese subtilere Art, steht seiner Machart hervorragend. Dennoch gibt es wieder eine Hommage an Jersey, wieder eine Videothek, ein paar Film-Referenzen gibt es auch und schicke Cameo von Darstellern, aus seinem Film-Kosmos, sind auch mit eingepackt. Smith verleugnet keinesfalls seine Wurzeln und bleibt sich auf eine gefühlvollere inszenatorischen Reife dennoch treu. Er erzählt eine konventionelle Geschichte, ohne sich wirklich zu verbiegen und findet die perfekt dosierte Balance, zwischen tragischen Schmerz und aufbauenden Humor. Vollgepackt mit intimer Wärme und seine wohlbekannte offene erfrischende Ehrlichkeit. Jersey Girl nimmt ein tragisches Ereignis, um daraus etwas wundervoll Echtes entstehen zu lassen. Eine sensible und zuckersüße Vater-Tochter Geschichte, die das schwierige Thema ganz leichtfüßig transportiert. Jersey Girl ist mit einigen emotionalen Szenen durchtränkt, die einem das ein oder andere Tränchen in die Augen schießen lassen, ohne zu sehr in den Kitsch abzudriften. Ja, ein paar Szenarien treffen wirklich mitten ins Herz und tun fühlbar weh. Die geschliffenen und ungefilterten Dialoge, tragen zu einem kurzweiligen und dennoch nahbaren Filmerlebnis bei. Kevin Smith versteht es, seine Figuren glaubhaft ins Bild zu setzen und holt, wie immer, das Beste aus seinen Darstellern heraus.

Ben Affleck spielt großartig und bringt einem die Gefühlswelt seiner Figur glaubhaft und zu jedem Zeitpunkt nahbar rüber. Aber die zuckersüße Raquel Castro stiehlt ihm, als freche, herzliche und großmäulige Tochter, fast die Show. Ihre erfrischende Spielfreude, die spitzzüngigen Dialoge und ihre süße Unschuld, sind zum Dahinschmelzen. Die Chemie zwischen ihr und Affleck ist grandios, so dass sie wie ein echtes Vater-Tochter-Gespann wirken. Dann wäre da noch der großartige George Carlin, als liebevoller Vater und sorgenvoller Großvater, der unbeschwert ausspielt, dass selbst den kältesten Menschen warm ums Herz wird. Liv Tylers Performance ist erfrischend anders. Sie verkörpert die untypische RomCom-Figur mit unnachahmlicher Uneitelkeit, außerdem harmoniert sie nahezu perfekt mit Ben Affleck.  

Die ruhige Kamera, sowie das unaufgeregte Pacing und die  flotte Filmmusik, holen aus dem Film das Maximum heraus. Ein kurzweiliges und bodenständiges Erlebnis. 

Jersey Girl ist keineswegs ein perfekter Film oder frei von Fehlern. Es ist eine vorhersehbare RomCom, mit Drama Anleihen, die den genretypischen Pfaden folgt, aber dies mit so viel Herz, Wärme und Liebe tut, dass man Jersey Girl, die fehlende Individualität gerne verzeiht. Der Film beginnt mit einem Schock und endet mit einem ergreifenden Happy-End. Denn jedes Ende ist ein Neuanfang! 

>Der Film ist übrigens Kevin Smith verstorbenen Vater gewidmet und somit ist dies wohl auch sein persönlichster Film geworden.<

Einfühlsam, herzerwärmend und voller Liebe. Jersey Girl ist ein waschechter Kevin Smith Film, nur eben persönlicher, reifer und natürlich auch massenkompatibler. Ein wunderschöner Film fürs Herz und eine erwärmende Abwechslung in dieser kalten Welt.