#FilmKritik zu Die Jury

Meine bescheidene Meinung: 

Der dritte Film in meiner Joel Schumacher Woche ist zugleich mein Liebster. Es handelt sich um den Justiz-Thriller Die Jury, der von vielen Kritiker abgewatscht wurde. Doch für mich ist Die Jury eine ergreifende Geschichte über Rassismus, Selbstjustiz und den unbändigen Willen für Gerechtigkeit. Nach einem Roman von Erfolgsautor John Grisham, entstand unter der Regie von Joel Schumacher, ein emotional intensives, spannendes und bewegendes Justiz-Thriller-Drama, welches für mich, zu den absoluten Klassikern seines Genres zählt.

In einer Kleinstadt in den amerikanischen Südstaaten, haben zwei widerliche Rednecks ein zehnjähriges farbiges Mädchen bestialisch gedemütigt und vergewaltigt. Daraufhin dreht der Vater, Carl Lee Hailey, des kleinen Mädchens durch und befördert die beiden Monster kurzerhand selbst ins Jenseits. Völlig am Ende und als gebrochener Mann, ergibt sich der trauernde Vater und gibt sich in die voreingenommenen Hände der Justiz. Der junge Anwalt Brigance und die hochbegabte Jura-Studentin Ellen, erklären sich als einzige dazu bereit, Haileys Verteidigung zu übernehmen. Noch ahnen die Beiden nicht, in welches Wespennest aus Hass, Rassismus und Vorurteilen sie da gestochen haben. Bald haben sie den Staatsanwalt, den Ku Klux Klan und weitere aufgebrachte Gruppierungen als Feinde und ihr Kampf scheint aussichtslos...

Schumacher bebildert große Gesten, zeigt harte Szenen und wirft große, kontroverse Fragen in den Raum: Darf ein verzweifelter Mann und liebender Vater, in einem Akt von Selbstjustiz, das Gesetz in die eigenen Hände nehmen, um die Männer hinzurichten, die seiner Tochter unbeschreibliches Leid zugefügt hatten? Soll der trauernde Vater für seine Taten büßen und selbst bestraft werden? Oder gelten hier mildernde Umstände? Und würde ein weißer Mann mehr Chancen für einen Freispruch haben? Wie viel Macht oder Einfluss hat Hass und Rassismus? Die Jury findet die richtigen Töne und Ansatzpunkte, um diese brisanten Themen, so offen und ehrlich wie nur möglich zu behandeln. Joel Schumacher schafft es, den sowieso schon heiklen Stoff, so nervenaufreibend zu inszenieren, dass einem des Öfteren der Atem stockt, von der Grausamkeit des Rassismus und die Macht der Vorurteile. Zwischen den moralisch und ethischen Fragen, packt Regisseur Schumacher, so viel emotionale Tiefe und eine gefühlvolle Wucht hinein, wie nur selten in einem seiner Film zuvor oder danach. Die Jury führt dem Zuschauer eindrucksvoll vor Augen, wie viel mächtige Wut in der verqueren Welt des Rassismus steckt und dass niemand wirklich vorurteilsfrei handelt. Es wird intensiv verdeutlicht, wie viel Opferbereitschaft es braucht, um gegen so ein korruptes und von Hass verseuchtes System anzukämpfen. Mit emotional aufgeladenen Bilder und feinfühligen, tief ergreifenden Momenten, weiß der Film zu jedem Zeitpunkt zu fesseln.

Die Jury ist ein Film der wachrütteln will, der schocken will und schwierige Fragen stellt. Die entschleunigte, fast langatmige Inszenierung bietet viel Raum um die Charaktere zu vertiefen und um feinfühlige Dialoge zu integrieren. Das Storytelling ist flüssig und geradlinig, welches zwar wenig Platz für Überraschungen lässt, aber dennoch die nötige Raffinesse besitzt, den Zuschauer zu verblüffen. Gut, die Handlung ist definitiv moralisch fragwürdig, aber es ist eben nur ein Film. Er strapaziert das heikle Thema Selbstjustiz nicht allzu sehr über, sondern setzt seinen Fokus auf das Zwischenmenschliche und die Finessen der Gerichtsverhandlung und ihre politische Auswirkungen. Der Fall wird routiniert aufgebaut und man bekommt Einblicke in die Mühlen der Justiz geboten, sowie die nötigen Zutaten, um dem Genre des Justiz-Thrillers gerecht zu werden. Selten war ich bei einem Film so derart betroffen, wütend oder erstaunt wie bei diesem kleinen Meisterwerk. Dieses wundervolle Erlebnis habe ich auch unter anderem, dem erstaunlichen Starensemble des Films zu verdanken. Der hier noch blutjunge  Matthew McConaughey, bewies in Die Jury schon sehr früh sein fulminantes Schauspieltalent und welch großes Potenzial in ihm schlummert. Er spielt seine Figur mit einer derartigen Intensität und Hingabe, dass man ihm sein Handeln zu jedem Zeitpunkt abnimmt. In kleineren oder größeren Nebenrollen überzeugen Samuel L. Jackson, der tief in die Seele eines gebrochenen Mannes blicken lässt und Sandra Bullock als Anwalts-Gehilfin, die mit eindrücklich zwischenmenschlichen Nuancen überzeugen kann. 

Die Jury ist ein beeindruckender Film, der seine Faszination aus der routinierten Inszenierung, der langsamen Erzählweise und durch die herausragenden Schauspielleistungen zieht. Mit ganz viel Gefühl, Spannung und Hingabe ist Die Jury ein exzellenter kleiner Justiz-Thriller und doch ein großer Klassiker für die Ewigkeit!