FilmReview zu CODE AVA

Meine bescheidene Meinung:

Filme mit starken Frauen, die zu Kampfmaschinen gemacht werden oder wurden, gibt es so einige: NIKITA, ATOMIC BLONDE, SALT, WER IST HANNA?, nur um mal ein paar zu nennen. 

Ich muss gestehen, die Filme haben nicht immer die besten Storys oder gar eine tiefgreifende Substanz, sind aber, zumindest für mich, immer unterhaltsam. Nun kommt der neueste „Eine-Frau-gegen-alle-Film", der das Rad zwar nicht neu erfindet, dafür aber neue Facetten hinzufügt. Ob daraus schlussendlich ein gelungener Film geworden ist, das erfahrt ihr wie immer in den folgenden Zeilen. 

Die eiskalte, aber psychisch labile Auftragskillerin Ava (Jessica Chastain) ist gut in ihrem Job und somit auch der Liebling ihrer Arbeitgeber „Das Management“. Doch als sie eines Tages einen Fehler begeht, wird sie von ihrer eigenen Firma gejagt, ohne es zu wissen. Ihr Ziehvater und zuständiger Auftraggeber Duke (John Malkovich) macht sich Sorgen um seinen Schützling, weiß aber ebenso wenig von dem geheimen Tötungsbefehl von Management-Leitung Simon (Colin Farrell). Ava wünscht sich eine kleine Auszeit und reist nach Hause zu ihrer Mutter und ihrer Schwester. Doch in ihrer alten Heimat hat sich viel verändert. Ihre Schwester Judy (Jess Weixler) ist jetzt mit Avas Ex (Common) zusammen, ihr Vater ist tot und auch sonst herrscht nicht gerade Idylle in ihrem „alten“ Leben. Alte Wunden reißen auf, die scheinbar besiegte Alkoholsucht wird wieder dominanter und die Gewalt in ihrem Leben übernimmt nach und nach die Kontrolle in Avas kaputtem Leben…

Der neue Film von Regisseur Tate Taylor (MA – SIE SIEHT ALLES) beginnt gemächlich und zeigt einen kleinen Teil von Avas Auftragskiller-Alltag. Sie erledigt gerade einen Job und schon in diesen Szenen merkt man, wohin die Reise geht. CODE AVA wollte kein reiner Actioner werden, sondern soll die innerlichen Konflikte, die psychische Belastung und den Schmerz, welche der mörderische Job verursacht, miteinbeziehen. Nur ab und zu zieht Taylor das Pacing an und schraubt den Gewaltgrad nach oben, nur um ihn dann in Melancholie wieder auszubremsen. Viele Dialoge, familiäre Probleme sowie zwischenmenschliche Interaktionen bestimmen das Geschehen und definieren den Film. Die Action ist hier nur zweitrangig, auch wenn sie sehr präsent ist und gut in Szene gesetzt wird. Diese ausgeglichene Mischung aus Action-Thriller und menschlichem Drama machen CODE AVA als Film so reizvoll sowie abwechslungsreicher als so manchen Vertreter seiner Art. Die Story um die psychisch labile Auftragskillerin ist nicht immer frei von „Schwächen“ und hat auch keine wirkliche Handlung, kann diese „Schwächen“ aber durch die guten Darsteller fast komplett ausmerzen. 

Die wundervolle und höchst talentierte Jessica Chastain spielt die Rolle der einsamen Killerin so authentisch und mit viel Gefühl, dass man in jeder Sekunde mit ihr mitfiebert. Ihr aufopferungsvolles Engagement, körperlich wie physisch, ist beeindruckend und beängstigend zugleich. Colin Farrell und John Malkovich hingegen sind in ihren Rollen zwar großartig, aber screentime-technisch unterfordert. Dennoch ist es schön, die Beiden in einem Film zu sehen. 

Regisseur Tate Taylor und Drehbuchautor Matthew Newton versuchen mit CODE AVA zwei Genres zu vereinen und dies gelingt ihnen auch zum Teil, nur leider eben nicht reibungslos.

Die Charaktere hätten noch besser ausgearbeitet werden können und der innere Konflikt der Hauptfigur noch mehr Raum einnehmen müssen. Die Action hätte hier und da noch etwas mehr Wumms gebraucht und ein besserer Schnitt hätte auch gut getan, dann hätte daraus ein sehr guter Film werden können. Somit bleibt vieles im Dunkeln, doch was im Licht passiert, ist allemal sehenswert. Das Setting ist nicht spektakulär, aber trägt seinen Teil, um es glaubhaft und Trist zu halten, unspektakulär bei.